Unter dem Titel zwischenwurzeln präsentieren Studierende der Akademie der bildenden Künste Wien von 23. Juni bis 31.10.2023 künstlerische Arbeiten zum Klimawandel im Forstmuseum Silvanum im Naturpark Steirische Eisenwurzen. Zur Eröffnung am Freitag, 23.6. um 14 Uhr wurde mit Trauermärschen der Reiflinger Bläser und einer Andacht in der lokalen Kapelle ein Baum in einem 12 Meter langen Sarg beerdigt.
Studierende des Fachbereichs Installation und Intervention an der Akademie der bildenden Künste Wien, unter der Leitung von Judith Huemer und Tobias Pilz, haben sich auf Einladung des Forstmuseums Silvanum und dem Natur- und Geopark Steirische Eisenwurzen mit der Region und den Folgen des Klimawandels auseinandergesetzt. Die Ausstellung zwischenwurzeln zeigt Werke, die sich dem Klimawandel widmen, die Beziehungen zwischen Menschen und Natur ausloten und Vorstellungen einer zukünftigen Version des Lebens entwerfen. Dabei wird ein Dialog zwischen den historischen Sammlungsobjekten des Museums und den zeitgenössischen Ausdrucksformen der Studierenden geschaffen.
Intensive Recherchephase und Kooperation mit Bevölkerung und Fachleuten
Schon in der Recherchephase kam es zum intensiven Austausch, nicht nur mit den Fachleuten des Museums und des Naturparks, sondern auch mit der lokalen Bevölkerung. In Gesprächen mit Waldbesitzern und deren Versuchen ihren Wald „klimafit“ zu machen, mit Vertreter_innen der Land-und Forstwirschaftskammer, aber auch mit einem Zeitzeugen des zweiten Weltkriegs über die Geschichte der Region versuchten die Studierenden tiefe Einblicke in eine Region im Wandel zu bekommen. Diese vielseitigen Eindrücke verarbeiteten die Studierenden in ihren künstlerischen Projekten auf sehr unterschiedliche Art und Weise und in diversen Medien wie Skulptur, Performance, Video und Sound.
Eine Auswahl der präsentierten Arbeiten
Benjamin Ben Amotz thematisiert diese Entwicklungen einerseits mit einer performativen Intervention der Fichtenbestattung und schuf gleichzeitig ein reales Ereignis einer Beerdigung, welche die Dringlichkeit dieser Thematik umso mehr betont und die Notwendigkeit eines kollektiven Handelns bewusst macht.
Inessa Saarits hob indes die Spuren des Borkenkäfers hervor, der durch die klimatischen Veränderungen leichte Beute bei seinen scheinbar unersättlichen Streifzügen hat. So wandelt sie die Spuren, die der Käfer auf Baumoberflächen hinterlässt, in spezielle goldgravierte Holzobjekte um.
Der Konservierung und längeren Erhaltung einer jungen Fichte widmet sich Andreas Sahl Andersen. Er entfernte in einem performativen Akt ein ausgewähltes Stück Waldboden samt Jungfichte und pflanzte dieses in einen Kühlschrank um.
Luis Penn installierte im 5. Stock des Museums eine Fünfkanal-Audio-Installation, die mit dem akustischen Material einer Baumrodung eine begehbare Klanglandschaft entwarf. Die fast unerträglich realistische Lautstärke ist ein eindringliches Zeugnis. Dass unter solch aggressiver Akustik die Tiere in die Flucht getrieben werden, wird nachvollziehbar.
Wie sollen wir in Zukunft noch atmen können, wenn die Bäume alle wegsterben? Mit einer zukunftsorientierten Version vom Leben auf der Erde setzte sich Miao Fangping mit ihrer Arbeit auseinander. In einem Werbeclip präsentiert sie die neueste technische Errungenschaft, um die immer schlechter werdende Luftqualität zu kompensieren: hightech nose – eine modifizierte Luft filternde Nase.
Daphne von Schrader beschäftigte sich mit der Symbiose von Mensch und Pflanze. Sie kreierte eine interaktive Audio-Installation. Die Besucher*innen sind eingeladen, unter Wachstumslampen Platz zu nehmen und an der Transformation zu einem Fotosynthese-fähigen Pflanzenkörper imaginativ teilzunehmen.
Zum Fachbereich “Installation und Intervention“
Der Fachbereich Kunst mit erweiterter malerischer Raum - Aktion/Skulptur/Installation im öffentlichen Raum, oder kurz „Installation und Intervention“ der Akademie der bildenden Künste Wien wird von Judith Huemer und Tobias Pilz geleitet.
Zum Forstmuseum Silvanum
Das steirische Forstmuseum Silvanum erzählt die Geschichte der österreichischen Forstwirtschaft und zeigt Sammlungsobjekte aus dem 19. und 20. Jhdt. Dabei sollen sowohl kulturhistorische Zusammenhänge sichtbar gemacht aber auch nachhaltige und umweltbewusste Herangehensweisen präsentiert werden.
Studierende: Andreas Sahl Andersen, Jacob Bartmann, Theo Bartenberger, Benjamin Ben Amotz, Dennis Bernhart, Miao Fangping, Gwiyeon Han, Hannah Heiermann, Sunggu Hong, Da Hye Hyun, Hanne Jannasch, Tzu-Yu Lin, Julian Mack, Lam Lam O, So Young Park, Helene Payrhuber, Luis Penn, Claude Persichetti, Pål Rees, Inessa Saarits, Daphne von Schrader
zwischenwurzeln
Ausstellungsdauer: 24. Juni – 31. Oktober 2023, Öffnungszeiten: Mittwoch bis Sonntag von 10.00 bis 17.00 Uhr
Ausstellungseröffnung: Freitag, 23. Juni 2023 um 14.00 Uhr
Forstmuseum Silvanum, Großreifling 33, 8931 Landl, Steiermark, forstmuseum.at
Über die Akademie der bildenden Künste Wien
Die Akademie der bildenden Künste Wien zählt zu den renommiertesten und einflussreichsten Kunstuniversitäten der Welt. Sie ist fest im Gefüge der regionalen und internationalen Kulturlandschaft sowie in der Stadtgesellschaft etabliert und kann auf eine über 330-jährige Geschichte zurückblicken. Zu ihrem internationalen Renommee tragen ebenso die verschiedenen Institute mit ihren künstlerischen und wissenschaftlichen Schwerpunkten wie auch die herausragenden Kunstsammlungen bei.