Ayala Shoshana Guy überzeugte die Jury mit ihrer von Brüchigkeit durchdrungenen Kunst, die sich durch eine prägnante, medienübergreifende sowie tiefgründige Bild- und Erzählsprache auszeichnet.
Am 10. April findet um 18 Uhr in der Aula des historischen Akademiegebäudes am Schillerplatz die Verleihung des Birgit-Jürgenssen-Preis 2024 an Ayala Shoshana Guy statt. Die Akademie der bildenden Künste Wien vergibt den mit 5.000 Euro dotierten Preis seit mehr als zwei Jahrzehnten in Kooperation mit dem Bundesministerium für Kunst, Kultur, öffentlichen Dienst und Sport (BMKÖS) und der Galerie Hubert Winter. Im Gedenken an die österreichische Künstlerin und engagierte Lehrende an der Akademie der bildenden Künste Wien Birgit Jürgenssen werden Arbeiten aus den Bereichen Video- oder (digitale) Medienkunst, Zeichnung, künstlerische Fotografie, Skulptur und Malerei ausgezeichnet.
„Der Birgit-Jürgenssen-Preis würdigt auf besondere Weise die Förderung und Anerkennung von talentierten Studierenden an der Akademie der bildenden Künste Wien. Benannt nach dieser renommierten Künstlerin, die maßgeblich zur Entwicklung der Akademie beigetragen hat, symbolisiert dieser Preis die enge Verbindung zwischen Lehre und künstlerischer Praxis. Es ist großartig zu sehen, wie dieser Preis junge Künstlerinnen und Künstler auf ihrem Weg unterstützt und so das Erbe von Birgit Jürgenssen weiterlebt. Herzliche Gratulation an Ayala Shoshana Guy zu dieser schönen Auszeichnung!“, so Kunst- und Kulturstaatssekretärin Andrea Mayer.
"Der Birgit Jürgenssen Preis prämiert nicht nur die herausragenden künstlerischen Arbeiten unserer Studierenden, sondern symbolisiert auch die langjährige und erfolgreiche Kooperation zwischen Akademie der bildenden Künste Wien und dem Bundesministerium für Kunst, Kultur, öffentlichen Dienst und Sport (BMKÖS) sowie der Galerie Hubert Winter. Die Arbeit von Ayala Shoshana Guy zeichnet sich dadurch aus, kritische Diskurse zu erforschen, Grenzen zu überschreiten und neue Perspektiven in der Kunst zu eröffnen, was genau dem Geist entspricht, den Birgit Jürgenssen in ihrer Arbeit verkörperte", freut sich Ingeborg Erhart, Vizerektorin für Kunst und Lehre der Akademie der bildenden Künste Wien, und gratuliert der diesjährigen Preisträgerin zu ihrer verdienten Auszeichnung.
Birgit-Jürgenssen-Preisträgerin 2024 - Die Jurybegründung
„Die Arbeit von Ayala Shoshana Guy zeichnet sich durch eine prägnante, medienübergreifende Bild- und Erzählsprache aus. In ihrem multidisziplinären Werk verbinden sich Dokumentation, Fiktion und Poesie mit autobiografischen Fragen und universellen Problemstellungen. Dabei setzt sich die Künstlerin liebevoll entschlossen sozialen Kontexten des Alltäglichen aus, die sie – auch unter Einsatz ihres eigenen Körpers – phänomenologisch durchdringt, künstlerisch hinterfragt und damit zu neuen Möglichkeitsräumen erweitert. Dieses mutige Sich-Einlassen auf den kreativen Prozess zeugt von einer bemerkenswerten persönlichen und künstlerischen Integrität. Zudem beeindruckt ihre überzeugende, eigenständige Ästhetik im Zusammenwirken mit der collageartigen Animation. Nicht übersehen sollte man ihre Auseinandersetzung mit den kollektiven Traumata und dem menschlichen Dasein.
In ihrem 19-minütigen Kurzfilm I will take your shadow, 2022, verarbeitet die Künstlerin beispielsweise die aus Erinnerungsfragmenten erzählte Geschichte ihres Großvaters als Animation. Sie verwebt seine ephemere Erinnerung an die Flucht aus Wien vor dem Nationalsozialismus mit eigenen inneren Bildern und kreiert damit eine herausragende surreale und poetische Collage aus faktischen und fiktionalen Elementen. Die Wahl der schwarz-weißen Zeichnungen und Monotypien wirkt dabei wie ein Filter, der Abstraktion und Distanz, zugleich jedoch eine berührende Intimität und Fragilität herstellt. Die klare und nachvollziehbare Haltung der Künstlerin zu ihrem Schaffensprozess und den in ihren Werken behandelten Themen trägt maßgeblich zur Authentizität ihrer künstlerischen Arbeit bei.
Die Thematik von Ayala Shoshana Guys Arbeiten wird auf eine abstrahierende Ebene gehoben, was die Betrachter_innen einlädt, über die unmittelbare Darstellung hinaus zu denken. Ihre Kunst ist durchdrungen von einer Brüchigkeit zwischen Linearität und Nichtlinearität, spricht emotional an und berührt tiefgründig.“
Die Jurymitglieder 2024
Carola Dertnig (Akademie der bildenden Künste Wien), Peter Noever (Noever Design Studio), Nina Schedlmayer (Kunstkritikerin, Journalistin, Kuratorin), Marlies Wirth (Museum für angewandte Kunst Wien), Thomas Winkler (Akademie der bildenden Künste Wien)
Publikationen zum Birgit-Jürgenssen-Preis
Birgit-Jürgenssen-Preis 2014-2023
Mit Texten von: Staatssekretärin Andrea Mayer, Ingeborg Erhart, Peter Noever, Leonie Huber, Maja & Reuben Fowkes, Ulya Soley, Anette Hofmann, Theodor Maier, Jennifer Teets, Jan Müller, Banu Karaca, Anna Meineke, Michelle Koch
Preisträger_innen: Hanna Kučera (2023), Anca Benera (2022), Aykan Safoğlu (2021), Jannik Franzen (2020), Isabella Brunäcker (2019), Viltė Bražiūnaitė (2018), Johannes Gierlinger (2017), Cana Bilir-Meier (2016), Daniela Grabosch (2015), Jennifer Mattes (2014)
Herausgegeben 2023 von Akademie der bildenden Künste Wien, ISBN 978-3-901031-36-6
Birgit-Jürgenssen Preis 2004-2013
Mit Vorworten von: Bundeministerin a.D. Claudia Schmied, Eva Blimlinger (Rektorin der Akademie der bildenden Künste Wien von 2011-2019)
Autor_innen: Linda Klösel, Hedwig Saxenhuber, Felicitas Thun-Hohenstein
Preisträger_innen: Antoinette Zwirchmayr (2013), Bernadette Anzengruber (2012), Toni Schmale (2011), Nathalie Koger (2010), Susanne Miggitsch (2009), Ulrike Köppinger (2008), Björn Kämmerer (2007), Andreas Duscha (2006), Marlene Haring (2005), Pirmin Blum (2004) Herausgegeben 2013, Akademie der bildenden Künste Wien, ISBN 978-3-901031-16-8
Über die Akademie der bildenden Künste Wien
Die Akademie der bildenden Künste Wien zählt zu den renommiertesten und einflussreichsten Kunstuniversitäten der Welt. Sie ist fest im Gefüge der regionalen und internationalen Kulturlandschaft sowie in der Stadtgesellschaft etabliert und kann auf eine über 330-jährige Geschichte zurückblicken. Zu ihrem internationalen Renommee tragen ebenso die verschiedenen Institute mit ihren künstlerischen und wissenschaftlichen Schwerpunkten wie auch die herausragenden Kunstsammlungen bei.