Identitätsstiftender Sound in der Exhibit Galerie Das Ausstellungs- und Bildungsprojekt Soundscapes of Intersectional Encounters: Exploring Identity Through Sound befasst sich von 15.3.-26.5.2024 mit der Produktion von Klängen. Es geht um populäre und künstlerische Musikproduktionen bis hin zu mündlichen Erzählungen - die für Diasporas und intersektionale Gemeinschaften identitätsstiftend sind. Gerade populäre und künstlerische Klänge, Musik und Erzählungen stehen oft für ein imaginiertes Zusammengehörigkeitsgefühl. Dieses umfasst weit mehr als regionale und meist fiktionalisierte Besonderheiten und Kontexte, - auch wenn diese Klänge als verbindlich und als verständnisstiftendes Element für eine größere Gruppe stehen, eine Gruppe, die sich rein über mediale Erfahrungen und nicht über reale, überprüfbare biographische Abhängigkeiten definiert. Klangmomente und Klanglandschaften können oft als Bild von Diaspora-Zugehörigkeit und Emanzipation wahrgenommen werden. Diese kollaborativen auto-ethnographischen Medienformen, die eigenständige Kategorisierung und Beschreibung von Gruppengeschichten, unterscheiden sich stark von dem erwarteten Bild der Diaspora als einer geschlossenen Gruppe von Erfahrungen, die regional gebunden ist. Das Ausstellungsprojekt will daher mit digitalen Medienbeiträgen Erzählungen präsentieren, die die Sprache der Autoethnographie widerspiegeln und letztlich für ein größeres Publikum nutzbar und verständlich machen. Ziel ist es, einen pidginisierten Ausstellungsraum zu schaffen, der sich während der Ausstellung durch das Begleitprogramm und Veranstaltungen hörbar und sichtbar vergrößert. Mit Beiträgen von Brishty Alam, Salah Ammo, Zehra Baraçkılıç, Luiza Furtado, Studio Hassan, Ursula Hemetek, Hopscotch Reading Room, Simon Inou, Janine Jembere, Roshini Kempadoo, Stephanie Misa, Hosam Omran, Ruby Sircar, Deniz Sözen, Sakina Teyna, Sinthujan Varatharajah Kuratorinnen: Ruby Sircar und Zehra Baraçkılıç Exhibit Galerie: 15.3.-26.5.2024 Eröffnung: 14.3.2024, 18–22 h Exhibit Galerie, Akademie der bildenden Künste Wien, Schillerplatz 3, OG1, 1010 Wien Öffnungszeiten: täglich außer Mo von 10–18 h, Eintritt frei Aktuelle Ausstellungsinformationen Rahmenprogramm 2.5.2024, 16 h Führung und Diskussion, Kuratorinnen Ruby Sircar und Zehra Baraçkılıç gemeinsam mit der Künstlerin Janine Jembere Exhibit Galerie, Akademie der bildenden Künste Wien, Schillerplatz 3, OG1, 1010 Wien Die drei Lehrerinnen und Erzieherinnen, Kuratorinnen und Künstlerinnen: Janine Jembere, Zehra Baraçkılıç und Ruby Sircar werden über Stimmen, Klänge, Musik, Texte und die Schaffung hörbarer Texte sprechen und Möglichkeiten der Vermittlung von Emotionen als akademische Techniken diskutieren und akzeptieren, dass die Didaktik immer noch kolonialisiert ist – wie kann man sie ändern? Und ist es möglich, nicht-lineare Erzählungen zu lehren? Die drei werden insbesondere die Arbeit von Janine Jembere als visuelle Objektivierung von Klang betrachten und sich darauf konzentrieren. Das Schöne daran ist, dass es die Erwartungen, die wir an ethnische und diasporische Stimmen haben, in Frage stellt – muss jede schwarze Stimme in der westlichen Gesellschaft die gleichen historischen Fußnoten haben? Und warum sind Nicht-Gastarbajteri-Arbeiter unsichtbar und ihre Stimmen ungehört geblieben? Lassen Sie uns über Machtpolitik durch Diaspora und Ausgrenzung sprechen. Aber ist dieser Ausschluss eine von außen diktierte Perspektive, die durch die Annahme des Mainstreams auf die Diaspora-Gemeinschaften projiziert wird? Wir werden über die Freiheit der Stimme und der Selbstbestimmung diskutieren. 8.5.2024, 16 h Sakina Teyna X Salah Ammo: Konzert, Vortrag und Gespräch mit Zehra Baraçkılıç Exhibit Galerie, Akademie der bildenden Künste Wien, Schillerplatz 3, OG1, 1010 Wien Was passiert, wenn Heimat und Vaterland nur Vorstellungen sind, die von den Kolonialmächten verspielt wurden – vom  Osmanischen Reich über britische und französische Unterdrückung bis hin zur türkischen, irakischen und syrischen Verweigerung? Wie kann man die Schönheit der eigenen Stimme vermitteln, wenn man sie nie in der Öffentlichkeit gehört hat? Kurde zu sein und die kurdische Sprache zu verwenden, ist hochpolitisch und zeugt von Selbstachtung und Selbstermächtigung. Sowohl Sakina Teyna, eine kurdische Sängerin aus der Türkei, als auch Salah Ammo, ein syrisch-kurdischer Musiker, Komponist und Sänger, sind sich dieser Macht bewusst und setzen sich dafür ein, dass die Stimmen der kurdischen Diaspora gehört werden. Sie verwenden Techniken, die auch ein nicht-kurdisches Publikum dazu einladen, musikalische Formate, die in Traditionen zwischen Jazz und Dengbej eingebettet sind, zu erahnen und zu schätzen. Die Notwendigkeit, Stimme und Musik als Imaginationen von Heimat zu lesen, ist sowohl in ihre künstlerische Arbeit als auch in ihr soziopolitisches Engagement eingeschrieben. 14.5.2024, 16 h Hosam Omran X Dalia Hassan: Konzert, Vortrag und Gespräch mit Zehra Baraçkılıç und Ruby Sircar Exhibit Galerie, Akademie der bildenden Künste Wien, Schillerplatz 3, OG1, 1010 Wien Es ist wichtig, verschiedene Generationen in das Projekt und den Ausstellungsraum einzuladen, um das gemeinsam verstandene Narrativ zu zeigen, das von verschiedenen Diaspora- und Migrant_innengemeinschaften angeboten wird. So spannen wir einen zeitlichen Bogen vom späten 20. Jahrhundert bis zu zeitgenössischen Produktionen, während die dargestellten Geschichten und Biografien weit darüber hinausgehen – sie sind gefangen im Ansturm der Nachwirkungen kolonialer und wirtschaftlicher Angebote, die vielleicht sogar unerwünscht sind. Hosam Omran und Studio Hassan erzählen durch ihr künstlerisches Zusammenspiel sehr unterschiedliche Geschichten. Das Projekt fragt nach selbst definierten und allgemein verständlichen semantischen visuellen und akustischen Phrasen. Die Interviews und Soundtracks der populären künstlerischen Arbeiten von Hosam Omran und Studio Hassan lassen sich in einer Vielzahl lesen und stellen eine möglichst pidginisierte und autarke künstlerische Grammatik dar. Die unnachgiebige und  klar formulierte politische Agenda, frei von Fremdbestimmung, Aberglauben und fremden Erwartungen zu sein. Zu wissen, dass derjenige, der versucht, dich mit einer Stimme als subaltern zu definieren, falsch liegt. Die Diaspora gehört nicht mehr zur Subalternität. 23.5.2024, 16 h Simon Inou X Course Participants: Workshop veranstaltet von Zehra Baraçkılıç und Ruby Sircar Exhibit Galerie, Akademie der bildenden Künste Wien, Schillerplatz 3, OG1, 1010 Wien Simon Inou wird den Teilnehmer_innen des Workshops helfen ihre Projekte als Podcast zu realisieren, indem er eine Einführung in die bewusste Nutzung von Medien und Radioprogrammen anbietet, um intersektionale Narrative zu schaffen und es zu ermöglichen, Privilegien zu überdenken und aufzuheben, die kein Segen sind, sondern eher verdeckte Hindernisse, um zukünftige Linearitäten zu schaffen. Simon Inou hat Soziologie in Duala (Kamerun) und Journalismus in Wien studiert. Er war Mitbegründer und Redakteur von „Le Messager des Jeunes“ (1992 bis 1995), der ersten Jugendzeitung Kameruns. Aus politisch-journalistischen Gründen floh er nach Österreich, wo ihm Asyl gewährt wurde. Inou war Chefredakteur von Radio Afrika International in Wien (1998–2005), Mitbegründer und Chefredakteur von Afrikanet.info (2003 bis heute). Er war Koordinator verschiedener (Medien-)Projekte (u.a. der „Wiener Zeitung“ und „Die Presse“), organisierte die „Medien.Messe.Migration“ (2008–2015) und gründete 2007 den Verein zur Förderung interkultureller Medienarbeit M-MEDIA. Er hat an Projekten wie Diskriminierungsfreie Schulbücher für Österreich und Afrikaner im KZ Mauthausen mitgearbeitet. Derzeit ist er am Projekt 3RRR – RESTITUTION, REHABILITATION and RECONCILIATION beteiligt, das sich mit der Restitution afrikanischer Kulturgüter befasst. Simon Inou ist Leiter der Abteilung Ausbildung und Vielfalt bei Radio ORANGE 94.0. Unter anderen Auszeichnungen hat er das Bundes-Ehrenzeichen 2008. Der Workshop findet in Kooperation mit Black Austria: freshVibes statt https://www.blackaustria.info/freshvibes/ 24.5.2024, 19 h Sinthujan Varatharajah X Hopscotch Reading Room: im Rahmen der Langen Nacht der Forschung, veranstaltet von Zehra Baraçkılıç und Ruby Sircar Exhibit Galerie, Akademie der bildenden Künste Wien, Schillerplatz 3, OG1, 1010 Wien Zur Langen Nacht der Forschung wird das Projekt zwei herausragende Erzähler_innen, Weber von Geschichten, zu Gast haben. Wir warten darauf, dass ihre Inhalte auf den Boden kommen und eine Vielzahl von Erkenntnissen und Perspektiven entfalten. Jeder der eingeladenen Referent_innen wird die Fäden seiner verschiedenen Netzwerke zusammenführen: Black Lives Matter, Flucht- und Asylrecht, Stimmen von Minderheiten und Migrationspfade. Beide Vortragenden, sowohl Hopscotch Reading Room als auch Sinthujan Varatharajah, haben ihr Wissen um die Entfaltung von Erzählungen und deren Bezug zu gesellschaftspolitischen Strömungen stets genutzt, um Veränderungen und eine bewusste Neuformulierung unserer Gemeingüter zu fordern. Während sie anerkennen, dass eine unabhängige und emanzipierte Stimme am wichtigsten ist, um eine gemeinsame soziale Basis und eine unabhängige Regierungsführung zu schaffen, haben sie sich auch immer dafür eingesetzt und Werkzeuge angeboten, um einen bestehenden Kanon zu verändern. Dadurch dass sie in ein akademisches Umfeld eingeladen werden, ermöglichen sie mit ihrem Vortragsprogramm einen neuen akademischen Diskurs, basierend auf ungehörten Stimmen und ungesehenen Körpern auf noch zu schaffenden Bühnen. Gleichzeitig eröffnet im Exhibit Studio die Ausstellung All you have is not just Flesh and Bones, kuratiert von den Studiokoordinator_innen Jennifer Posny und Juan Rodrigo Torres Plata, die zu einer Erkundung der vielfältigen Möglichkeiten, wie unsere Körper als (Fehl-)Träger von Informationen, Bedeutung und Erfahrungen, das ausdrücken, was Worte kaum beschreiben können. Exhibit Studio: 15.3.-26.5.2024 Eröffnung: 14.3.2024, 18–22 h Exhibit Studio, Akademie der bildenden Künste Wien, Schillerplatz 3, OG1, 1010 Wien Öffnungszeiten: täglich außer Mo von 10–18 h, Eintritt frei Aktuelle Ausstellungsinformationen